Pilgern mit Paddel - Der Jakobsweg mit dem SUP
Ich bin diesen Sommer selbst aufs SUP-Board gekommen. In erster Linie, um damit kleine Naturabenteuer vor der Haustür zu erleben, mitten in einer Zeit, wo Reisen deutlich eingeschränkt ist und wir alle Abstand halten sollen. Insofern habe ich einen guten Bezug zu dieser Art von Mikroabenteuer.
Aber auch mit der Erfahrung eines Jakobsweges kenne ich mich gut aus. Meiner ging zwar nicht nach Santiago de Compostela, aber in 14 Tagen mit dem Rennrad nach Barcelona. Erinnerungen, die ewig bleiben und die mir jetzt über diese Pandemiezeit helfen. Denn ich habe vor Corona nichts ausgelassen, bin viel gereist und habe meine kleinen Abenteuer gelebt.
In seinem Buch „Pilgern mit Paddel“ erzählt Timm Kruse von seiner unglaublichen Reise über 580 km auf dem SUP Board über die Biskaya bis nach Santiago de Compostela. Bisher ist dieser Weg noch nie mit einem SUP-Board gepaddelt worden und auch im Buch ist es kein Spaziergang, nicht umsonst wird auch von der „Bitchskaya“ gesprochen.
Ich finde mich in diesem Buch häufig wieder und habe die Kapitel ver-schlungen. Aber es macht auch nach-denklich über unsere Gesellschaft, deren Entwicklung, unsere eigentliche Natur und eine weltweite Pandemie, die vielleicht alles verändern wird.
Hierzu ein Ausschnitt aus dem Buch:
„Langsam reißt bei mir der Schleier auf, und ich erkenne die Langeweile der gedämpften Welt. Gegen diese Dunst-glocke helfen nur Bungee-Springen, Extremsport, Drogen und Arbeitswut. Oder die radikale Rückkehr aus der Komfortwelt in die Natur. Im Moment kann ich mir kaum vorstellen, wieder unter die Dunstglocke zu kriechen. In eine Welt zurückzukehren, die sich permanent mit der Steigerung ihrer Kaufkraft beschäftigt, die Kohlenstoff-emissionen verringern will und technische Probleme an Geräten zu lösen versucht, die wir nicht brauchen. Doch das wahre Problem ist, dass wir so satt sind, dass wir uns keine bessere Welt als die jetzige vorstellen können. Ist das nicht die Zeit kurz bevor Epochen enden?“
Dabei beschreibt das Buch die ungezähmte und schöne Natur weit ab von Pandemiesorgen und großen Zivilisationen. Es gibt sie noch die „heile Welt“, wenn man einfach mal kurz aussteigt.
„Pilgern mit Paddel auf dem Jakobsweg“ von Timm Kruse
Delius Klasing Verlag, ISBN 978-3-667-11978-0, 19,90 Euro
100 DINGE DIE LÄUFER WISSEN MÜSSEN
Durch die C19-Krise haben wir alle gerade viel Zeit, die wir wirklich sinnvoll nutzen können. Ich habe dadurch endlich wieder mehr Zeit zum Lesen gefunden und arbeite natürlich immer noch an der Verbesserung meines Laufstils. Seit mehreren Jahren beschäftigt mich dieses Thema nun und ich habe viele Tipps von echten Laufgurus, Schlaumeiern und aus Büchern aufgeschnappt, aber so richtig ziel-führend war es für mich nicht.
Ich bin Radsportlerin und 20 Jahre lang auf das Radfahren konditioniert. Hinzu kommt mein Unfallschaden und damit verbundene Strukturschwächen, die immer wieder zu Beschwerden und Laufstopps führten. Ich suchte nach einfachen und individuellen Lösungen, aber am Ende verwirrte mich der Wust an Fachgeplänkel nur noch mehr.
Seit einem Jahr laufe ich nun nach Greiff und es war das Beste was ich tun konnte. Ich war weder einmal verletzt noch hatte ich akute Probleme, im Gegenteil das Training war plötzlich viel härter und umfangreicher. Dabei lernte ich schon selbst durch mein Körpergefühl besser zu laufen. Aber wirklich hilfreich für mich war das Buch „100 Dinge die Läufer wissen müssen“ von Dr. Matthias Marquard.
Ja, ich weiß, jetzt wieder dieser Laufguru Marquard, Werbeveranstaltung - Main Stream….nee, ganz im Ernst: DIE BIBEL für jeden, der es ernst meint mit dem Laufen anzufangen. Die wichtigsten Fragen, ehrlich, hart und schonungslos, aber auf den Punkt gebracht.
Hier eine kleine Auswahl:
Kann die Schnürtechnik am Laufschuh die Passform verbessern?
Wann sind Laufschuhe wirklich ausgelatscht?
Ist vegan, vegetarisch oder low carb wirklich zu empfehlen?
Sind große Läufer schneller als Kleine?
Ist nach Pace laufen besser als nach Herzfrequenz?
Ist eine Streak Challenge wirklich empfehlenswert?
Warum ist Armarbeit so wichtig?
Frage 7 habe ich anfangs nicht berücksichtigen können, da mein linker Arm machte was er wollte (Unfallschaden), später kontrollierte ich ihn mehr und wurde bereits Hüftprobleme los, heute habe ich durch Athletik eine deutlich verbesserte Arm-bewegung erreicht und arbeite an meiner Schrittfrequenz. Denn wer eine Schritt-frequenz von 170 und höher erreicht, läuft am schnellsten und effizientesten. Bei 170 von anfänglich 150 liege ich nun und merke es deutlich. Lieber Laufanfänger, arbeite an der Armbewegung, sie optimiert so viel, weil der Rest des Körpers sich automatisch richtig mitbewegen will. Meist hält man den Focus nur auf die Beine gerichtet.
Alles Fragen, die mich stets quälten, die mir oft falsch beantwortet wurden, was ich instinktiv auf Dauer auch selbst merkte, da ich im Training einen anderen Eindruck gewann. Und hier kommen die Antworten von einem Laufexperten und zugleich Sportmediziner, der sich auf das Laufen spezialisiert hat. Ein Buch, dass alle 100 wichtigen Dinge und Mythen rund um das Laufen verständlich und mit etwas Humor erzählt.
Ich persönlich stelle fest, dass ich gerade alles richtig mache und dass Greiff auch Trainingspläne im Sinne des Buchs schreibt. Ich hätte mir viel Ärger, viele Knock-outs und Probleme gleich zu Beginn ersparen können, hätte ich dieses Buch gelesen.
Wer die Lockdownzeit noch sinnvoll nutzen will und am Laufstil feilt, hier der Link zum Buch:
https://www.matthias-marquardt.com/buecher/100-dinge-die-laeufer-wissen-muessen/
Delius Klasing Verlag, ISBN 978-3-667-12006-9, 16,90 Euro
Nichts als die Wahrheit (Rudy Pevenage & John van Ierland)
Gut 15 Jahre später packt der ehemalige sportliche Leiter des Team Telekom/ Team Mobile Rudy Pevenage aus und schreibt schonungslos über seine Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse rund um die Tour de France und den großen Dopingskandal im Jahr 2006. Ich selbst habe in dieser Zeit den Radsport intensiv gelebt und vor dem TV jeden Tag mitgefiebert, wenn Jan Ullrich und Lance Armstrong zum Duell antraten und unmenschliche Leistungen vollbrachten. Nach dem großen Dopingskandal rund um den EPO-Arzt Fuentes, stand der Radsport still und hat sich bis heute nie wieder davon erholt. Es blieb für den Zuschauer verborgen, was sich tatsächlich im Radrennsport abgespielt hatte.
Der große Tour Held Jan Ullrich versank im Drogenkonsum und kam auf die schiefe Bahn. Aber war Jan wirklich ein so skrupelloser Doper oder war das System daran Schuld?
Zunächst beschreibt Rudy Pevenage seine eigene Profizeit in jungen Jahren und gibt interessante Einblicke in die Taktik großer Etappenrennen, Teamabsprachen und die großen Finanzprobleme. Auch in dieser Zeit schluckte man schon mal eine Pille oder setzte sich eine Cortisonspritze. Die Fahrer wussten oft nicht, was sie bekamen und kannten auch die Spätfolgen nicht.
Später zog immer mehr professionelles Doping in den Radsport ein. Die Nähe zu den Pyrenäen wurde zur Versorgung genutzt, denn in Spanien war alles etwas leichter zu beschaffen. Auffällig besser fuhr daraufhin auch schon mal Lance Armstrong. Trinkflaschen mit bronchialerweiternden Zusätzen, doppelwandige Coladosen im Kühlschrank und zum Schluss EPO. Wer nicht mitspielte, fuhr hinten und verlor Sponsor und viel Geld. Deshalb ließ sich Team Telekom an der Freiburger Uni Klinik professionell „betreuen“. Mit Verlaub taten das aber nicht nur die Radsportler, sondern auch diverse andere Disziplinen, die bis heute meist straflos davon kamen.
Wer auspackte, musste um sein Leben oder seine wirtschaftliche Existenz fürchten. Auch Rudy Pevenage verlor am Ende viel. Erstmals bekommt man in diesem Buch einen Blick hinter die Kulissen und die Härte des Radsports. Für mich war dieser Rückblick sehr interessant, unterhaltsam und lässt mich einzelne Personen dieser Zeit doch etwas anders betrachten als es mir die Medien bisher ermöglichten. Schade, dass ein so außergewöhnliches Talent wie Jan Ullrich diesem System zum Opfer fiel.
Sehr interessantes Buch für alle, die den Radsport lieben.
Delius Klasing Verlag, ISBN 978-3-667-11977-3, 19,90 Euro